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teilnehmer bei der veranstaltung nectanet zero emission bei fischer group in achern

Unternehmer im Kampf gegen den Klimawandel

Unternehmer im Kampf gegen den Klimawandel

Unternehmer aus der Ortenau referierten auf Einladung der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nectanet in Achern über ihre Formen des Einsatzes regenerativer Energien.

Die Zukunft hat bei den Ortenauer Unternehmen Griebl KG, Fischer Group und Uhl KG nicht nur längst begonnen, sondern sie ist bereits kräftig im Gang. Das belegte am Mittwochmorgen in den Räumen der Fischer Group eine Veranstaltung aus dem Programm „nectanet zero emission“, veranstaltet von der Ortenauer Wirtschaftsförderung „Nectanet“ und dem Landratsamt Ortenaukreis. In der Reihe „Energie- und Ressourceneffizienz“ referierten Matthias Griebl über „Windkraft auf der Hornisgrinde“, Guido K. Eckenwalder zum Thema „Mit Windkraft zu mehr Energie- und Wasserstoffautarkie“ und Florian Buchta zu „PV-Anlagen auf Baggerseen“. Fabian Delong stellte im Anschluss die Unterstützungsangebote des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg durch die Regionalen Kompetenzstellen für Ressourceneffizienz (KEFF+) vor.

Spürbare Folgen

Hans-Peter Fischer als Hausherr, Nectanet-Geschäftsführer Dominik Fehringer und der Erste Landesbeamte Nikolas Stoermer begrüßten die Gäste aus Kommunalpolitik und Wirtschaft, Stoermer stellte fest: „Die Folgen des Klimawandels sind auch in der Ortenau bereits spürbar, wir müssen ins Handeln kommen, die Potenziale für erneuerbare Energien im Ortenaukreis sind insgesamt riesig.“ Aktuell habe das Landratsamt Ortenaukreis 47 Windkraftanlagen genehmigt, womit rechnerisch 50 Prozent der Ortenauer Haushalte mit Strom versorgt werden könnten. Sieben Windkraftanlagen seien im Genehmigungsverfahren, 27 weitere seien angekündigt. Größere Potenziale gebe es sogar bei der Fotovoltaik, und nicht zuletzt biete der Oberrheingraben ein riesiges Potenzial für grundlastfähige Tiefengeothermie. Matthias Griebl erzählte, wie sein Vater Peter in den 1990er-Jahren auf der Hornisgrinde den ersten Windpark Baden-Württembergs auf der Hornisgrinde errichtete, zum damaligen Zeitpunkt der höchstgelegene Windpark Europas. Die drei Windräder mit einer Nabenhöhe von 25 Metern und einem Rotordurchmesser von 20 bis 22 Meter erbrachten einen Jahresstromertrag zwischen 400.000 und 600.000 Kilowattstunden, Strom für etwa 500 Personen. „1997 erreichten wir sogar den Ertragsrekord im deutschen Binnenland, aber im Vergleich zu heutigen Dimensionen war der Ertrag gering“, informierte er. 2010 stieg die Familie Griebl in das Genehmigungsverfahren für ein neues Windrad ein. Griebl schilderte, wie sich das Verfahren über fünf Jahre hinzog, bis alle Hürden von der Zustimmung des SWR, der Bundeswehr und der Bundesnetzagentur bis zur Sicherung von Auerhuhn und Naturschutz überwunden waren. Als Anekdote teilte er mit: „Dem SWR mussten wir zusichern, allen Hörern, deren Empfang durch das Windrad gestört sein sollte, ein Digitalradio zu kaufen. Wir mussten kein einziges kaufen.“ Seit 2015 steht nun das neue Windrad mit einer Nabenhöhe von 85 Metern und mit einem Rotordurchmesser von 71 Metern. Sechs Millionen Kilowattstunden sind sein Jahresertrag, Strom für etwa 6000 Menschen. Inzwischen laufen die Planungen für ein zweites Windrad mit Nabenhöhe 149 Metern und Rotordurchmesser 115 Meter. Als Jahresertrag werden 15 bis 20 Millionen Kilowattstunden erwartet, Strom für 15.000 bis 20.000 Personen. Matthias Griebl ist zuversichtlich, nachdem der politische Wind kräftig in Richtung erneuerbare Energien bläst, dass 2025, 2026 die zweite Windenergieanlage gebaut werden kann. Als Vision stellte er „Zero Emission Ortenaukreis“ vor. In Kooperation mit den Gemeinden Achern, Bühl, Lauf, Ottersweier, Sasbach, Sasbachwalden und Seebach würden sich entlang der Hochstraße elf weitere Standorte anbieten, das hieße grüner Strom aus der Region für die Region, Strom fürbis zu 250.000 Personen.

Fischers Ecosystem

Guido K. Eckenwalder, Leiter Vertrieb Batteriesysteme und Brennstoffzellen, stellte das Fischer-Energie-Ecosystem von der Ist-Situation über die Herausforderungen bis zu den Maßnahmen und Zielen vor und machte deutlich: Ziel ist ein ganzes Paket von der Erhöhung der Unabhängigkeit bei der Energieversorgung über den Beitrag zum Umweltschutz und die Reduzierung des CO₂-Fußabdrucks bis zur eigenen, grünen Wasserstoffproduktion sowie der Produktion von technischen Gasen und erneuerbarer Energiequellen. In einem anschaulichen Vortrag ging er auf die Installation von Fotovoltaik auf den Hallendächern und auf zwei geplante Windräder mit Nabenhöhen zwischen 172 und 175 Metern und einem Rotorendurchmesser von 172 Metern ein. Als Ausbeute werden pro Windrad 10 GWh/a, also eine Million Kilowattstunden pro Jahr erwartet. „Aufgrund unserer großen Energieabhängigkeit müssen wir diesen Weg gehen, um energetisch autonomer zu werden und auch, um in Fautenbach nicht die Lichter ausgehen zu lassen.“ Im Ergebnis müsste Fischer nur noch 11 Prozent fossile Energien einsetzen. Nicht weniger interessant war der dritte Vortrag von Florian Buchta über PV-Anlagen auf Baggerseen. Interessant war am Rande, dass die Hermann Uhl KG dieses Jahr noch eine Fotovoltaikanlage auf dem Baggersee Wyhl in Betrieb nehmen will. In Wyhl wurde 1977 nach heftigen Bürgerprotesten der Bau eines Kernkraftwerks mit zwei Blöcken aufgegeben, und der damalige Ministerpräsiden Hans Filbinger sah in Baden-Württemberg die Lichter ausgehen. Eines vermittelten alle drei Vorträge: Die Klimaproblematik wird sicher nicht durch Ideologien und Klimakleber gelöst werden, sondern durch die Genialität von tatkräftigen Ingenieuren und Unternehmern.

Ein Artikel der Mittelbadischen Presse / Berthold Gallinat. 
https://mittelbadische.de/